Die praktische Seite
der Nachhaltigkeit
Die Bedeutung der Hand
In der heutigen Schulbildung steht der Kopf im Zentrum. Die Schüler und Schülerinnen werden behandelt, als wäre der Kopf das einzig wichtige Körperteil. Die Hände „stören“, die Hände sind unruhig. Da heißt es schnell: „Nun gib doch mal Ruhe.“ „Sei still“. „Leg das Ding weg“. Manche geben gar den Tipp: „Setz Dich auf deine Hände, wenn sie stören“.
Das führt dazu, dass wir nicht selten hören können, dass die Tätigkeiten der Hand von Schülern (und manchmal auch von Lehrern) als niedrige Tätigkeiten eingeschätzt werden.
Es ist an der Zeit, sich bewusst zu werden:
Die Hände sind die natürlichen Werkzeuge des Menschen.
Ihre Aktivität ist wichtig für den Erkenntnisprozess.
Wenn wir die Dinge in die Hand nehmen - sie wiegen, sie reiben, sie riechen, ihre Festigkeit prüfen, sie abklopfen, von allen Seiten ansehen, sie schmecken, mit ihnen spielen u.a.m. nehmen wir die Dinge mit unseren Sinnen wahr. Die Wahrnehmung kann enttäuschen, faszinieren, unsere Aufmerksamkeit fesseln, inspirieren, uns aktivieren … Wir treten als Menschen mit all unseren Sinnen und Empfindungen in Kontakt mit den Dingen, sammeln Erfahrungen und Erkenntnisse.
Die Hände stehen für die Umsetzung, für die Anwendung, für das Ausprobieren, für die Praxis, für die Tätigkeit, die eigene Erfahrung, die Handlung und letztlich für die Handlungsfähigkeit.
Die Schüler und Schülerinnen sollen bei diesem erweiterten Schulmodell – die in der pädagogischen Arbeit bisher vernachlässigte (wenn nicht gar stillgelegte) „Hand“ - mit all ihren Fähigkeiten – entwickeln.
Sie sollen ...
- Übungen und Aufgaben bekommen, Selbstvertrauen entwickeln, Fertigkeiten und Kompetenzen erwerben.
- Dinge des Alltags gedanklich - oder ganz konkret – zerlegen, weiterentwickeln und wieder zusammensetzen können.
- vom Konsumenten zum aktiven Forscher / zur aktiven Forscherin werden.
Die natürliche Neugier und das natürliche Interesse mit der Hand etwas selber zu bewerkstelligen wird ohne Bildung, Anleitung und fähige Lehrmeister und Lehrmeisterinnen oft zu einer Reihe von Misserfolgen führen, die dann vom Kind bzw. Jugendlichen als eigenes Unvermögen wahrgenommen werden: „Ich kann das nicht! Ich bin nicht begabt! Das ist nichts für mich!“
Die handwerklichen Bereiche brauchen die gleichen pädagogischen Lehr- und Lernschritte wie die theoretischen Fächer. Denn – obwohl etwas vielleicht einfach aussieht – braucht es doch Anleitung, Übung, Aufmerksamkeit, viele Versuche, Lob, Hingabe und Willen, um gute Ergebnisse und anspruchsvolle Ziele zu erreichen.
Es ist wie mit dem Zugang zu Digitalem oder der Technik generell: Die Kinder und Jugendlichen sollten von begeisterungsfähigen Pädagog:innen bereits möglichst früh herangeführt werden, damit sich keine Blockaden entwickeln und sie erfolgreich sein können.
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